Motorschaden am 350ccm JAP-Sportmotor unserer Royal Enfield 351 Sport
Der Sportmotor mit oben liegenden Ventilen läuft allgemein sehr spritzig und mit ordentlich Drehmoment. Die Fahrleistung für diese Zeit ist durchaus gut und reicht für den heutigen Straßenverkehr vollkommen aus.
Leider hat die Maschine seit Erwerb ein leichtes metallisches Klackern im Motor gehabt. Das etwas nicht stimmt war uns bewusst. Allerdings war dieses Klackern nicht sonderlich laut und konstant. Es wurde erstmal beobachtet und gefahren. Dies hat lange Zeit und viele Kilometer ohne Probleme funktioniert. Doch plötzlich endete die Fahrt ziemlich abrupt.
Innerhalb einem Bruchteil einer Sekunde knackte es im Motor laut mit anschließendem starkem metallischen Klopfen und einer kompletten Blockade des Motors. Sogar das Hinterrad blockierte und die Fahrt war schlagartig beendet. Motorschaden...
Startversuche wurden keine mehr unternommen. Der Motor muss raus und geöffnet werden. Es sollen keine weiteren Schäden entstehen.


Analyse:
Das Pleuel hatte ordentlich Spiel und wurde nicht mehr sauber geführt. Sowohl an der Kurbelwelle, wie auch am Kolbenbolzen waren ordentliches Spiel in den Lagerbuchsen vorhanden. Dies erklärte auch das drehzahlabhängige klackernde Geräusch des Motors. Allerdings hat sich wohl durch das mechanische Klopfen auf die Messingbuchsen die Lagerung komplett verabschiedet. Vermutlich ist hierdurch die Messingbuchse gebrochen und hat sich zerlegt. Die Führung war dadurch viel zu groß und der Kolben schlug als Folgeschaden auf des Motorgehäuse auf und zertrümmerte es. Im Motor und der Kurbelwelle waren überall kleine zertrümmerte Teile vorhanden. Das Kolbenhemd hatte ordentlich Schaden abbekommen.
Es musste alles zerlegt, genau analysiert und vermessen werden. Die Kurbelwelle hatte zum Glück keinen Schaden erlitten und hatte einen perfekten Rundlauf. Dennoch musste sie zerlegt werden. Eine Neue Lagerung des Pleuels musste angefertigt werden.
Der Pleuelbolzen an der Kurbelwelle war intakt und wurde lediglich überarbeitet. Neue Lagerbuchsen für das Pleuel wurden angefertigt und auf korrekte Abmessungen gebracht. Auch das Pleuel hat den Vorfall unbeschadet überstanden.
Die Kurbelwelle konnte anschließend wieder zusammengebaut werden.


Natürlich wurden ebenfalls alle Lager und Verschleißteile im Motor ersetzt. Die zertrümmerte Zwischenwand zwischen Zylinder und Kurbelgehäuse war nicht mehr vorhanden. Es wurde entschieden die Überreste aus dem Gehäuse zu entfernen und einen Kolben mit Ölabscheider zu verbauen. Das Ergebnis ist das gleiche.


Der Kolben war nicht mehr zu gebrauchen und musste ersetzt werden. In diesem Zug wurde auch der Kolbenbolzen und die Lagerung in Form von neuen Messingbuchsen, welche mit einer Reibahle auf die korrekten Abmessungen gebracht wurden, ersetzt.


Der Zylinder war noch sehr gut. Er wurde lediglich neu gehohnt. Die Ventile wurden ausgebaut, neue Ventilführungen angefertigt und verbaut. Die Ventile und Federn mit Anbauteilen wurde gereinigt und poliert.
Anschließend konnte der Motor wieder zusammengesetzt werden. Es wurde alles genau vermessen. Das Axialspiel und andere Messwerte waren alle in den Toleranzen. Der Rundlauf war butterweich und geschmeidig.




So konnte nun der Zylinder aufgesetzt und die Zahnräder für die Steuerung eingesetzt werden. Anschließend mussten die Steuerzeiten der Ventile eingestellt und die ganzen Anbauteile montiert werden. In diesem Zug wurde ebenfalls die Ölpumpe gereinigt und überholt und an den nötigen Stellen neue Dichtungen angefertigt.
Nach dem Zusammensetzen wurden die Steuerzeiten der Ventile kontrolliert, der Motor manuell durchgedreht und die Kompression überprüft. Das Ergebnis war sehr gut.


Der Motor war bereit für die Hochzeit und konnte wieder in den Rahmen eingesetzt werden. Der Einbau gestaltet sich überschaubar und ist innerhalb weniger Stunden vollbracht.


Es mussten noch die Bowdenzüge, Leitungen und Anbauteile zurück an das Aggregat. Die Einstellungen vorgenommen und den Motor mit einer ersten Ölfüllung befüllt werden. Die Ketten wurden aufgelegt und die Steuerzeiten des Magnetzünder eingestellt.


Nachdem alle Arbeiten erledigt waren könnte der Motor zum ersten mal mit dem Kickstarter durchgedreht werden. Danach erfolgten die ersten Startversuche. Der Motor sprang mit wenigen Kicks an und konnte dann langsam einlaufen.
Eine anschließende Einfahrphase wurde ebenfalls erfolgreich abgeschlossen und der Motor hat mittlerweile wieder einige schöne Stunden und Kilometer erfolgreich abgespult.
