Die Herkunft unserer Royal Enfield 351 Sport von 1925
Unsere Royal Enfield Modell 351 Sport haben wir durch einen Zufall in unseren Fuhrpark bekommen.
Über einen Freund haben wir erfahren, dass in seiner Bekanntschaft eine Royal Enfield abgegeben wird. Solch alte Maschinen sind sehr selten und stehen normalerweise in Museen die Räder platt. Der damalige Besitzer suchte einen Nachfolger für sein Fahrzeug. Nach anfänglicher Skepsis und einigen Gesprächen entschieden wir uns die Maschine anzusehen.
Am Tag zuvor haben wir unser Transportfahrzeug hergerichtet und sind früh morgens auf die Reise zu unserem Ziel. Gegen Mittag sind wir an einem kleinen Gutshof angekommen. Das Motorrad stand bereits im Hof und der ältere Besitzer nahm uns freundlich aber zurückhaltend in Empfang.
Zuerst musste natürlich die Maschine betrachtet werden:
Eine Royal Enfield 351 Sport von 1925 mit kopfgesteuertem 350ccm Viertakt-Motor. Der erste Eindruck war gut. Natürlich wurde die Maschine nach den vielen Jahrzehnten bereits restauriert und einiges repariert und überholt. Allerdings scheinen alle Originalteile verbaut zu sein und selbst die Schrauben waren zu 99% original.


Nach intensiverem inspizieren sind natürlich auch einige Mängel aufgefallen. Zum Beispiel war die Lichtanlage ohne Gasschläuche, der Tank hatte im Inneren sehr stark Rost angesetzt und hatte starke Ablagerungen. Dazu schien er leicht feucht an der Unterseite zu sein. Das hintere Radlager hatte deutlich spiel und die Bremsen waren fast wirkungslos. Allerdings nichts schlimmes was nicht reparierbar war.
Natürlich musste ein Startversuch unternommen werden. Die Maschine stand relativ lange und es dauerte einige Zeit bis der Motor ansprang und zuverlässig lief. Wir stellten recht zügig ein mechanisches Klackern im Motor fest. Es war sehr deutlich drehzahl- und lastabhängig. Der Besitzer meinte dieses Geräusch hat die Maschine schon etliche Jahre.
Nach einer gewissen Zeit war der Motor warm gelaufen und deutlich ruhiger. Es war sogar eine Probefahrt um den Gutshofs möglich. Die Schaltung war verstellt und die Kupplung rutschte leicht. Allerdings konnte sonst nichts auffälliges festgestellt werden.
Wir entschieden uns weiter ins Gespräch zu gehen. Das Interesse war auf jeden Fall geweckt.
Das Gespräch
Der Verkaufsgrund war simple. Die Maschine stammt aus Familienbesitz in England. Sein Uropa hat die Maschine 1925 in England neu gekauft. Sie wurde anschließend über ein Jahrzehnt in England gefahren. Laut Papieren wurde sie 1937 aufgrund der völlig veralteten Technik und des aufwändigen Betriebs stillgelegt und abgestellt. Im Endeffekt wurde sie durch etwas moderneres ersetzt. Die Maschine blieb jedoch eingemottet in Familienbesitz. Der jetzige Besitzer hat sie dann in den 80er Jahren vollständig zerlegt und restauriert. Die Maschine war schließlich fahrbereit und wurde wieder angemeldet und auf die Straße gebracht.
Ende der 80er Jahre entschied sich der Besitzer aufgrund der Wirtschaftskrise in England im Ausland eine bessere Arbeit zu finden. Er landete im Endeffekt in Deutschland. Dort lernte er seine jetzige Frau kennen und verliebte sich. Aufgrund der Liebe und Heirat wurde er in Deutschland sesshaft und die Maschine wurde von England nach Deutschland importiert. Sie hat neue deutsche Papiere und frischen TÜV bekommen und wurde seitdem als Oldtimer gelegentlich bewegt. So erlebte die Maschine viele schöne Jahre in Deutschland. Es folgte irgendwann weiblicher Nachwuchs und die Maschine wurde immer seltener bewegt. Mittlerweile ist der Besitzer über 80 Jahre alt und traut sich mit der aufwändigen und teilweise komplizierten Bedienung nicht mehr auf öffentliche Straßen. Die Tochter zeigte leider überhaupt kein Interesse an Motorräder und sowieso nicht an historischen Fahrzeugen. So verbrachte die Maschine einige Zeit in einer Scheune und stand sich die Reifen platt.


Am Ende wurde der Entschluss getroffen die Maschine an einen Nachfolger abzugeben. Sie soll gepflegt und regelmäßig gefahren werden. Durch lange Standzeiten geht die Maschine nur kaputt.
Dies war dem Besitzer sehr wichtig und musste ebenfalls versprochen werden wenn wir die Maschine mitnehmen sollten. Wir sollen das Motorrad möglichst original halten, pflegen und bewegen.
So entschieden wir uns die Maschine mit dieser tollen Geschichte aufzunehmen.
Immerhin ist die Maschine bis zum damaligen Zeitpunkt 96Jahre in Familienbesitz gewesen.
Wir erhielten noch jede Menge alte Teile in mehreren uralten Holzkisten und einen ganzen Karton voller Fotos, Dokumenten, Historie und Zulassungen etc…
Es war wirklich vieles belegt und vorhanden. So gut wie alle Dokumente sind erhalten. Eine sehr schöne und interessante Historie zum Fahrzeug. Selbst die Zulassungspapiere mit Plakette von 1925 sind vollständig.




Wir verluden die Maschine in unser Transportfahrzeug und verabschiedeten uns. Der Abschied fiel merkbar schwer und wurde mit feuchten Augen begleitet.
Wir haben ebenfalls versprochen uns immer wieder zu melden und Bilder zu senden. Der Kontakt besteht noch bis heute.
Privatsphäre
Aufgrund der Privatsphäre und des Datenschutz haben wir leider viele Details, Belege und Bilder nicht online stellen können. Wir wollen und dürfen keine privaten Daten von unbeteiligten (dritten) Personen hier veröffentlichen. Dennoch wollen wir die Geschichte mit nötiger Anonymisierung erzählen.
Wir bitten um Verständnis.